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.Psychokybernetik
....TP vor dem Hintergrund einer neuen Wissenschaft
Zwei Antagonisten und ein dritter Weg
Seit der Antike ging das Abendland man von einer eher monistischen Identität des Denkens,  Fühlens und Seins aus. Dies konnte in der einen Richtung dazu führen, wie es übrigens heute noch viele annehmen, daß die Seele nur einen Aspekt des Körpers darstellt (Aristoteles) welche über Hormone und neuronale Prozesse ihre Existenz hat. Die darüber weit hinaus führenden Ansichten Platons konnten in diese Weltsicht nur schwer integriert werden. Sie berühren ein Problem, welches erst in unserer Zeit lösbar scheint. siehe auch Neues Denken.  An Aristoteles orientiert sich übrigens heute noch überwiegend die  Weltsicht der Psychophysiologie.

Zu Beginn der Neuzeit führte Descartes eine andere Sicht dieses Zusammenwirkens ein.  Er trennte mit seiner Formel "Cogito ergo sum" die bisherige Einheit der Wahrnehmung in zwei Weltenbereiche, den der materiellen Dinge und den Bereich des Geistigen. Den damals bereits offenkundigen Zusammenhang beider Wirklichkeiten versuchte Descartes durch Wechselwirkungen zu erklären, zunächst noch sehr vereinfacht über die Zirbeldrüse. Später wurden die Mechanismen etwas differenzierter gesehen, welche die beiden Welten  verbinden, aber es blieb letztlich bei der dualistischen Interpretation. Aus dieser Sicht geht vor allem die heutige Psychosomatik an ihre Aufgabenfelder heran.

Im 20. Jh. kam in Folge der Erschließung neuer naturwissenschaftlicher Erkenntnisgebiete die Neurowissenschaft mit ihrer bedeutenden Teildisziplin Neuropsychologie hinzu. Aus den hier gewonnenen, die bisherigen Gebiete übergreifenden Perspektiven wurde ein neues Modell des Zusammenhanges von Körper und Psyche geschaffen.
Statt einer Einheit (Monade) bzw. Zweiheit (Dualität) geht man nun von einer Dreiheit (Triplexität) aus: TMB steht für "Träger" - "Muster" -  "Bedeutung" [Benesch]. Das Prinzip leitet sich aus der Zeichen- und Kommunikationstheorie her. Eindrucksvolles Symbol und Medium dieser neuen Entwicklung ist das Internet.
Früher konnten sich Menschen durch Rauchzeichen, Licht-  oder Morsesignale verständigen. Die substantielle Grundlage war ein kontinuierlicher Träger, z.B. der Rauchstrom, das brennende Feuer usw. Dieser wurde in bestimmten Rhythmen unterbrochen, z.B. durch Abdecken (Muster). Wurde die Sendung auf der anderen Seite wahrgenommen, konnte die Botschaft, falls man die Zeichenfolgen kannte, entziffert und beantwortet werden.
Es war durchaus möglich, daß einige Weiße die Rauchsignale der Indianer lesen und mit ihnen kommunizieren konnten; dazu mußten sie lediglich ein geeignetes Feuer entfachen. Die Indianer ihrerseits konnten keine Morsetelegrafie anwenden, denn diese hat elektrischen Strom, Leitungen und Apparate zur Voraussetzung.
Heute bedarf es hochentwickelter PC- Hardware und des Telefonnetzes (Träger), des Datentransfers (Muster) und letztlich wieder der Übersetzung in eine gemeinsame Sprache (Bedeutung), damit sich z.B. ein Wissenschaftler in Indien mit einem Kollegen in den USA verständigen kann. Diese Voraussetzungen sind noch nicht überall gegeben. Aber die Folgen für die Vermehrung menschlichen Wissens sind bereits jetzt revolutionär.

Das TMB - Prinzip ist Grundlage der Nachrichtentechnik  und gilt analog für die Vernetzung und Technologie der Prozesse im menschlichen Gehirn.
Dort  wird, vereinfacht dargestellt, Information über neuronale Trägerprozesse versendet, welche in zwei Musterarten unterschieden sind, nämlich in Rhythmus und Figuration. Mittels dieser beiden Darstellungsmodi können außerordentlich präzise und fein abstimmbare Signale erzeugt werden. Sie bilden die Grundlage für den emotionalen und kognitiven Bedeutungsgehalt des Psychischen in seiner individuellen Einzigartigkeit und Vielfalt. Die Wechselwirkungen und Verknüpfungen von Psyche und Körper werden, aber auch ihr Abstand voneinander. Letztlich werden damit mehr Optionen verfügbar, z.B. mit einer psychischen Stimmung oder Störung angemessen umzugehen.

Die neuen Freiheiten
Das  neue Modell ermöglicht nicht nur erstmalig ein genaues Verstehen der Zusammenhänge z.B. von elektrochemischen Prozessen bei der Nervenleitung, sondern führt zu einer neuen Dimension menschlichen Bewußtseins. Benesch spricht von zwei großen Freiheitsstufen:

  1.  Muster sind transportabel, sie können auf andere Träger transferiert werden, z.B. kann die Morsenachricht ebenso getrommelt oder durch eine andere Signalfolge ersetzt werden. Sie sind aber auch beeinflußbar, es kommt zu Wechselwirkungen und evtl. zu Störungen.
  2. Die letztlich den Sendungen entnommenen Nachrichten =  Bedeutungen sind wiederum freier. Sie unterliegen Konventionen und Absprachen, können je nach Kultur verschiedene Bewertungen haben und sind durch Verschlüsselung oder indirekte Ausagen wiederum unendlich variierbar.
"Durch die Einführung des Musterbegriffes wurden die alten Streitpositionen ... überwunden und eine vereinheitliche kybernet. Position des psychophysischen Bezugs erreicht." [Benesch, a.a.O.] Dass eine Metaebene erreicht wurde, beweist sich stets darin, dass in den Einzelbereichen der bisher verfeindeten Schulen neue Teilfortschritte möglich sind, welche wieder dem neuen Gesamtschema dienen, aber auch die Bedeutung der alten Lehrrichtung nicht minimieren sondern erweitern. Ein Paradigmenwechsel stürzt nicht die alten Strukturen, sondern weist ihnen neue Aufgabenfelder zu. "Die Mustererkennung gehört zu den Hauptaufgaben der ""Psychokybernetik"" als Theorie des Psychischen." [Benesch, a.a.O.]

und weitergedacht ......
Denkt man diesen Gedankengang weiter, so kommen wir, neben der Einordnung einiger bisher umstrittener, aber in sich stimmiger psychologischer Thesen (z.B. der Archetypen) in den nun besser sichtbaren Gesamtzusammenhang zu drei weiteren Schritten:

3. Freiheit - Kommunikation: Der Vervollkommung dieser Kommunikation z.B,. durch das Internet, eine neue Hermeneutik und darauf zugeschnittene Bildungsgänge. Hier ist die Anwendung auf bisher unerschlossene Bereiche gefragt, z.B. die Kommunikation mit völlig unterschiedlichen Kulturen oder mit nicht humanoiden Intelligenzen. (intelligente Tierarten, Künstliche Intelligenz, evtl. eines Tages mit Außerirdischen). In der Sphäre der dritten Freiheit wird der Sprach- und Kommunikationsforschung eine Schlüsselrolle zukommen.
4. Freiheit - die optimierte Persönlichkeit: Die Interpretation, Sammlung und Nachbearbeitung der in einer Kultur, Epoche oder menschlichen Gruppierung angefallenen Bedeutungsinhalte.  Die vierte Freiheit führt zu einem Mehr an Kultur, Wissen, Bildung, Emergenz, Fertigkeiten welche jedem Einzelnen verfügbar sind.
5. Freiheit - Wirken über Raum und Zeit: Das evolutionäre Weiterwirken einzelner Botschaften und Artefakte des menschlichen Geistes in die Zukunft hinein. Die fünfte Freiheit führt über die Grenzen von Raum und Zeit sowie des individuellen Todes hinaus. Eigenes künstlerisches Schaffen, Erziehung und die Pflege der Mythen gehören zu dieser Sphäre. Gelingt der Schritt im kleinen oder großen, ist ein wichtiges Stück menschlicher Selbsterkenntnis näher gerückt.
Ein bekanntes Beispiel für die fünfte Freiheit sind die Pyramiden. Obgleich sie urprünglich einer anderen Bedeutung zugeordnet waren (Begräbnisplatz und Prestigeobjekt) gelten sie heutigen Menschen als Symbole einer großen, geheimnisvollen Vergangenheit und als eine Art Mahnung an die heutige und künftige Menschheit, die Größe und den Transzendenzbezug ihres Seins nicht zu verlieren. Es wäre überlegenswert, ob nicht in unserer Epoche menschliche Leistungen in einer ähnlichen ausdrucksstarken Weise gebündelt werden könnten, um künftigen Generationen konstruktive  Erfahrungen eindrucksvoll zu vermitteln.

Vom TP zu Metapoint
Bereits 1993 wurde im TP darauf hingewiesen, daß Denk- und Überzeugungsmuster eine wichtige, häufig einschränkende Rolle bei der menschlichen Kommunikation wie  auch bei der Gestaltung der realen Welt spielen. Diese Patterns werden dort am schmerzlichsten sichtbar, wo Menschen über ihre Glaubenssysteme in Konflikt geraten. Relativ früh versuchten wir, diejenigen Metapositionen zu erarbeiten, von welchen aus ein Beitrag zur Lösung oder Begrenzung solcher Konflikte erfolgen kann. Dies führte zu einer Erweiterung des TP- Modells zum Beratungskonzept Metapoint.
Ausgehend von W.James und seinem Postulat der verschiedenen Wahrheiten, welche nebeneinander Bestand haben, schien es uns sinnvoll, zwei mächtige Antagonisten in der psychischen Entwicklung der heutigen Menschheit herauszuarbeiten:

Dies gab die Richtung vor. sowohl die globalen Veränderungen der Epoche einzubeziehen, gleichzeitig aber eine Stärkung der Position des Individuums und seiner Kompetenz als Ziel anzustreben. Die Lösung sehen wir im Prinzip der mehrfachen Emergenz und der Vermittlung eines Enchiridions an Grundmustern welche in jeder Lage aktivierbar sind. (Kodex)

Das TP sieht sich nicht als neues und daher besonders richtiges Weltbild, sondern als Kartographie (s.auch Topothesie) vorhandener und neu entwickelbarer Weltbilder in ihrer jeweiligen Vielfalt und Ausgeprägtheit. Über die evolutionär orientierte Perspektive des TP siehe auch den Beitrag "Grenzen überwinden"



 
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aktualisiert am 16.03.03

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